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Aktuelle Version vom 20. Mai 2009, 19:42 Uhr

RL-Wahlprogramm der ADELANTE!

Bildung:

In einer Gesellschaft, die über keine nennenswerten Bodenschätze verfügt, die jedoch weiterhin ihren Platz in der Weltordnung halten, oder ihn gar ausbauen will, kommt selbstverständlich der Bildung und Ausbildung ein herausragender Stellenwert zu.

Hier zu sparen, zu beschränken und zu selektieren erscheint nicht bloß als große Ungerechtigkeit dem Einzelnen gegenüber. Es ist auch eine beispiellose Ressourcenvergeudung. Kinder aus prekären Verhältnissen (oft auch Emigrantenkinder) werden, da sie kaum elterliche Vorbildung besitzen und auch in der Grundschule nicht gefördert werden, in die Hauptschule abgeschoben, obwohl sie eigentlich viel mehr leisten könnten. Das kann sich unsere Gesellschaft nicht erlauben kann, wenn sie weiterhin Bestand haben will.

Wir setzen uns ein für eine Bildung, die auf Selektion verzichtet, Talente fördert und Begabungen nutzt, dafür wird aber auch deutlich mehr qualifiziertes Personal benötigt, möglichst zwei Lehrer pro Klasse/Gruppe. Dafür werden aber derzeit immer noch zu wenig Finanzmittel zur Verfügung gestellt, was eine vernünftige Förderung unmöglich macht. Im Einklang mit dem Konzept des Lebenslangen Lebens befürworten wir eine Kombination des Gemeinschaftsschulkonzeptes mit dem Lernen aller Altersstufen. Hierin begreifen wir uns in der Tradition des Sokrates, des Comenius, Humboldts aber auch Heydorns. Diese Bildungskonzepte sind in unseren Augen bei weitem nicht überholt, sondern sie weisen auf die Zukunft unserer Gesellschaft.

Gerade im Bereich der Erwachsenenbildung ist in unseren Augen deshalb die ernsthafte Diskussion angesagt, wie dort eine möglichst umfangreiche Weiterbildung ermöglicht werden kann, die grundsätzlich jedem Bildungswilligen offen stehen soll und die von demokratischen Strukturen geprägt ist.

"Bildung ist 'educatio', Hinaus-/Herausführung."

Damit steht für uns fest, dass eine Bildungskarriere mit dem Eintritt in den Kindergarten beginnt und bis ins hohe Alter führt.

Hieraus ergibt sich für uns die Frage nach den Bildungsinhalten. Da es für unsere Gesellschaft nicht bloß darum gehen kann, das Bestehende zu bewahren, kann es nicht bloß darum gehen Schlüsselqualifikationen zu erlangen und „im Turbo“ Abschlüsse zu schaffen, die auf dem Markt derzeit "gebraucht" werden, sondern es muss auch darum gehen, neue Chancen zu schaffen. Einen besonderen Stellenwert hat hiermit für uns die Kulturbildung, die Förderung der Sozialkompetenz, wie auch die Schaffung von Demokratiekompetenz und die politische Bildung.

Kinderrechte:

Wir bekennen uns ausdrücklich zur Kinderrechtskonvention, welche von nahezu allen Staaten dieser Welt unterzeichnet wurde und welche doch in nahezu allen Staaten dieser Welt Worte auf Papier blieben.

Diese Rechte erklären im Wesentlichen, dass Kinder ohne Gewalt in einem behüteten Umfeld aufzuwachsen berechtigt sind, dass sie Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht haben in allen Entscheidungen, die sie betreffen.

Dies stellt in unseren Augen nicht bloß den Schutz und den Respekt vor den Kindern dar, sondern gibt auch die Perspektive auf die Herausbildung eines emanzipierten Menschen, der sein Leben selbst ergreift und selbst gestaltet.

"Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes" gibt uns die Bayerische Verfassung zu Recht zu bedenken. Sie sind unsere Zukunft, die Zukunft der menschlichen Zivilisation und die Zukunft unseres Planeten! Deshalb müssen wir dieses "köstlichste Gut" schützen, nicht es mit unseren Erwartungen, unserer Verantwortungslosigkeit, unserer Unlust zerstören!

Armut:

Unsere Gesellschaft leistet sich eine prozentual hohe Armutsquote. Das Thema was dies im Bewusstsein der Menschen anrichtet, könnte Bücher füllen. Alleine die Masse der von Armut betroffenen Menschen fordert einen Wust an Verwaltung und hiermit verbundenen Kosten. Geld mit dem man sinnvoller wirtschaften könnte und Perspektiven schaffen könnte.

In unseren Augen muss unsere Gesellschaft einerseits bemüht sein, die Einnahmen-/Ausgabenseite des Haushaltes in Einklang zu bringen und einen Ausweg anzustreben.

Hierzu gilt für uns in erster Linie ein öffentlich geförderter Beschäftigungssektor als zielführend. Insbesondere soll dieser die Bereiche der Betreuung von Kleinkindern, der Bildung und Weiterbildung, der Kultur, der Betreuung von Kranken und der Begleitung des würdevollen Alterns abdecken. Folglich jene Bereiche in denen derzeit ein würdevoller Umgang des Menschen mit dem Menschen aus Gründen dünner Personaldecken nicht machbar erscheint.

Demgemäß geht es uns keinesfalls darum, von der Gesellschaft als "unnütz" ausgesonderten Menschen Almosen zu geben, oder über die Höhe besagter Almosen zu diskutieren, sondern vielmehr darum ihnen Schlüsselqualifikationen näher zu bringen und ihre Fähigkeiten und Talente zu entwickeln zu helfen.

Es geht uns hierbei nicht bloß darum den armen Menschen Perspektiven zu eröffnen. Es geht weiterhin darum die Würde des Menschen ernst zu nehmen, die Ressourcen unserer Gesellschaft zu nutzen und hierbei der Armut, der Arbeitslosigkeit, sowie auch der Kriminalität dort entgegenzutreten, wo gemeinhin archaische Denkabkürzungen im Wege stehen.

Privatisierung:

Viele Menschen haben sich mit der Privatisierung des Gesundheitswesens abgefunden. Wir nicht. Für uns ist weder die Diskussion um sogenannte Praxisgebühren beendet, noch die Diskussion um die Privatisierung von Kliniken. In unseren Augen darf die Gesundheit eines Menschen nicht von seinem Bankwert abhängen. Ärztliche Betreuung darf nicht den Gesetzen und den Schwankungen des Marktes ausgesetzt werden.

Wir erkennen den Unterschied zwischen dem, was sich rechnet und dem was sich lohnt.

Aus diesem Grunde dürfen die Kerngebiete der öffentlichen Daseinsfürsorge nicht an den Markt gekoppelt werden. Wo Grundversorgung mit Wasser und Strom, Gesundheit, Polizei, Feuerwehr, Bildung an Gewinnaussichten gebunden sind, ist der Mensch ausschließlich dem Nutzen und dem Marktwert untergeordnet. Die Diskussion nach "wertem" oder "unwertem" Leben stellen wir der Idee des freien Menschen gegenüber. Dies erschöpft sich für uns nicht in der Freiheit der Wirtschaft. Hiermit wollen wir das Wertgefüge wieder auf die Füße stellen.

Gleichberechtigung:

Wir streben die Gleichberechtigung der Geschlechter an. Diese soll allerdings nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch Realität werden. Deshalb fordern wir bei Frauen und Männer gleichen Lohn für gleiche Arbeit, weil Frauen genauso gleichwertige und selbstständige Wesen wie Männer sind! Damit aber Frauen überhaupt die Möglichkeit haben einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, müssen auch die Väter bereit dazu sein Verantwortung im Bereich der Kindererziehung und der häuslichen Pflege zu übernehmen. Das ist einerseits für die Entwicklung der Kinder wichtig, zum anderen erleben sie auch einmal, dass Erziehung kein leichtes Spiel ist, sondern harte Arbeit, die viel Einsatz fordert.

Trotz dieser Anstrengungen werden der Frau diese gesellschaftlich relevanten Jahre immer noch nicht als Rentenjahre angerechnet, was unverantwortlich ist, deshalb fordern wir, dass sich Erziehung für Frauen auch rententechnisch lohnt! Allerdings hört man noch oft Dinge,die eigentlich der Vergangenheit angehören sollten: Viele Frauen erleben täglich niederträchtigen Sexismus und Diskriminierungen, einfach weil sie Frauen sind. Dagegen treten entschieden ein! Eine Welt ohne Vorurteile und geschlechtliche Diskriminierung fordert aber auch den Ansatz an der Wurzel, nämlich bei den Kindern und Jugendlichen. Hier müssen festgefahrene Rollenbilder beseitigt werden, heute teilweise schon mit den Girl's- und Boy's-Days geschieht, die allerdings immer noch nicht flächendeckend möglich und mit zu wenig Finanzmittel unterfüttert sind.

Wir wenden uns gegen die Diskriminierung von Männern in Fragen des Sorgerechts und des Aufenthaltsbestimmungsrechts. Auch die Diskriminierung von alleinerziehenden Vätern scheint uns unhaltbar. Wir tragen die Forderung des väterlichen Aufbruchs für Kinder mit, dass das Sorgerecht und Umgangsrecht als Recht der Kinder begriffen werden muss, mit beiden Elternteilen Kontakt zu haben. Wir wenden uns gegen die Praxis dass Männer psychologischen Tests unterzogen werden, sobald sie sich um das Sorgerecht bemühen. Wir lehnen es ab, dass Kinder psychologischen Tests unterzogen werden, sobald sie vor dem Familiengericht aussagen, dass sie den Umgang mit ihren Vätern aufrecht erhalten wollen.

Wir wenden uns über die kommunizierte "Wehrgerechtigkeit", die darin bestehen soll, dass man der Wehrpflicht von Männern eine freiwillige Selbstverpflichtung von Frauen gegenüberstellt.

Ein weiteres wichtiges Feld das mit der Emanzipation verbunden ist, ist aber auch der Einsatz gegen die überhand nehmende Feindlichkeit gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern, welche noch immer mit großen Ressentiments gegenüber ihr sexuellen Identität zu kämpfen haben. Wir als Bündnis wenden uns entschieden gegen diese Diskriminierung und setzten uns für eine Atmosphäre der gegenseitigen Toleranz und des gegenseitigen Verständnis zwischen allen Menschen ein, egal welche sexuelle Neigung ihnen zu eigen ist!

Kurz: Wir bekennen uns ausdrücklich zur den entsprechenden Passagen des Grundgesetzes aber auch der Menschenrechtserklärung, welche die Würde des Menschen über eventuelle Diskriminierungsbestrebungen stellen will.

Gewalt:

"Gewalt ist keine Lösung", sagt der Volksmund. Aber ebenso alltäglich wie dieser Ausspruch, ist auch die Gewalt selbst. Gewalt an Frauen, Gewalt an Männern, Gewalt an Kindern, Gewalt an Tieren, Gewalt an Sachen. Hierzu die Unterscheidung von physischer Gewalt und psychischer Gewalt, sowie privater und staatlicher Gewalt.

Unserem eigenen Bekenntnis zum Gewaltverzicht fügen wir noch den Aufruf hinzu, dieses weite Feld detailliert zu diskutieren und ernsthaft gemeinsam mit uns nach alternativen Wegen zu suchen.

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